Idee und Motivation

Das Hausarzt-Konzept bietet umfassende ärztliche Praxisberatung für Anfänger, Einsteiger, Umsteiger, Aufsteiger

Der Weg in den groß-artigsten Beruf der Welt ist leider sehr steinig  

Als Quereinsteiger in die Allgemeinmedizin habe ich festgestellt, wie sehr man auf einen Partner angewiesen ist, der einen in die Selbstständigkeit begleitet, zur Seite steht und wirklich an die Hand nimmt (Danke Dirk!). Obwohl ich berufsbegleitend ein BWL Studium für Mediziner absolviert habe und mich durchaus als Zahlen-affin bezeichne, wäre es mir niemals möglich gewesen, aus dem Stand eine neue Hausarztpraxis zu gründen. 
Und das liegt nicht an mangelnder finanzieller Unterstützung, denn diese gibt es in unserem Mittelbereich von KV, Stadt und Land. Interessanterweise lernen medizinische Fachangestellte das Abrechnungssystem der KV - ganz im Gegensatz zu uns Ärzten. 
Was ich als Arzt wann, wie abrechnen, rezeptieren und behandeln darf, wie ich eine Praxis organisiere, Personal auswähle und führe, meinen Praxisalltag effektiv und wirtschaftlich sinnvoll gestalte, Fehler vermeide und Praxis-relevantes Wissen aus Verbands- und Fachzeitschriften nicht übersehe, steht leider in keinem Buch. 
Ausschließlich auf ein Learning by Doing zu setzten, erscheint wenig ratsam - insbesondere, wenn Regressforderungen 2 Jahre in die Vergangenheit reichen. Zwar stehen einem freundliche KV-Mitarbeiter für die Beantwortung sämtlicher Fragen zur Seite, was aber tun, wenn man noch gar nicht weiß, welche Fragen überhaupt gestellt werden müssen?
Ganz zu Schweigen von ganz praktischen Aufgaben, wie: Auswahl der "richtigen" Praxis-EDV, des medizinischen Equipments oder notwendiger und sinnvoller Praxiseinrichtung. 
Auch wenn es vielleicht etwas überrascht und dies weder Patienten noch Kollegen gerne hören: Ob eine Praxis erfolgreich ist oder nicht, hängt viel weniger von der eigentlichen Medizin des Arztes ab als von den genannten strukturellen und organisatorischen Faktoren.
Der Landarztmangel erfordert es, dass Kollegen "aus dem Nichts" eine Praxis aufbauen. Und hier wollen wir helfen; denn wenn der erfahrene Lehrer und Partner für den nachfolgenden Kollegen fehlt, bleiben o.g. Fragen unbeantwortet und eine dann nachvollziehbare Angst vor der Selbstständigkeit verhindert die für Patienten so wichtige Niederlassung des Kollegen. 
Unser Ziel ist es, dieser Partner auf dem Weg in die Selbstständigkeit zu sein und so eine weitere Ausdünnung der ambulanten medizinischen Versorgung in ländlichen Regionen zu verhindern.
   Laura Dalhaus
„Wieso machst du das? Hast du nicht genug zu tun?“, werde ich oft gefragt. Um diese Frage beantworten zu können, muss ich vielleicht doch etwas ausholen: Ich weiß gar nicht mehr, warum ich Medizin studiert habe. Als Kind wollte ich Tierarzt werden, aber wahrscheinlich auch nur, weil ich Tiere immer schon mochte. Ob ich Menschen mochte, war mir vielleicht noch gar nicht so klar. Im Zivildienst, während dessen ich viel Kontakt mit behinderten Menschen hatte, entwickelte sich wohl was, was mich in die Richtung Humanmedizin brachte. Mit Behinderten lachen zu können, auch mal über jemanden zu lachen, ohne ihn auszulachen, gehörte zu diesen Erfahrungen, die mich auch kranken Menschen näher brachte. So ergab sich Eins zum Anderen und ich studierte Medizin in Münster. Im Anschluss bin ich in einem kleinen Krankenhaus (130 Betten) mit Innere Medizin, Chirurgie und Gynäkologie als Arzt angefangen und von da an faszinierte mich die Vielfalt der Medizin; Ich wollte Hausarzt werden. Innere Medizin war für mich da so breit gefächert, wie ich mir das vorstellte. Kurz vor Ende meiner Facharztausbildung wurde ich von der Ärztekammer beraten und man sagte mir, dass es den hausärztlichen Internisten in der Form nicht mehr geben werde und wenn ich Hausarzt werden wolle, müsse ich Facharzt für Allgemeinmedizin werden. Frust!
Also hieß es, unendlich viele Kurse absolvieren, 1,5 Jahre Weiterbildung Chirurgie und 1,5 Jahre Weiterbildung in einer Hausarztpraxis. Dass der Frust nicht berechtigt war, wurde mir erst im Nachhinein klar. Als fertiger Internist in einer chirurgischen Ambulanz eines kleinen, jetzt 280 Betten Krankenhaus, wurde mir sehr schnell klar, dass dieser Job sehr viel mit meiner zukünftigen Hausarzttätigkeit gemein hatte. Da ich alle kannte, vorher in der Inneren Abteilung gearbeitet hatte, entwickelte sich plötzlich diese Ambulanz zu einer interdisziplinären Ambulanz, obwohl es das in dieser Form vor 20 Jahren noch nicht gab. Der Toleranz der Chefärzte sei dank, konnte ich mich organisatorisch austoben und alle waren zufrieden. Ich machte die Internistischen und Chirurgischen Aufnahmen, die Kollegen brauchten kaum noch in die Ambulanz, nur wenn mir das Wasser bis zum Halse stand, und ich hatte geregelte Arbeitszeiten von 8 bis 16:30 Uhr. Daran konnte ich mich gewöhnen. 
Nun führte mich mein Weg aufs Land in eine Praxis, ausgerechnet in meine Heimatstadt, bei meinem Hausarzt; es hatte sich dort eine Notsituation mit einer schweren Erkrankung der Ehefrau ergeben.
Chaos! Ich alleine, mit Gott sei Dank sehr erfahrenen Arzthelferinnen (so hießen die damals noch, wahlweise, Damen oder Mädchen, wobei die Altersgrenze unklar definiert war...) Also zusammen los: „Was schreibt der Doktor denn dabei auf?“ „Können wir das auch hier machen?“ „Darf ich dass auf Kasse aufschreiben?“ oder auch die Rückmeldung: „Sie schreiben aber viel mehr Krankengymnastik auf, als der Doktor, ich glaube, das dürfen sie nicht!“ „Nur so kurz Krankschreiben macht kein Sinn, dann stehen die übermorgen alle schon wieder hier!“ „Die müssen damit nicht jeden Tag wieder kommen, reicht, wenn sie kommen, wenn es nicht besser wird.“ „Sie müssen nicht sofort alles liegen und stehen lassen für den Hausbesuch, das reicht morgen auch.“ „Jetzt gehen sie erst mal nach Hause und essen sie was.“
Ich habe viel gelernt und ohne diese Unterstützung wäre ich untergegangen. Das Bild wurde klarer als mein Seniorpartner wieder in der Praxis war: Ich hatte das Gefühl noch ein BWL-Studium zu absolvieren. Steuerberater, KV, Krankenkassen, MDK….ich wollte Medizin machen!
In Sachen Praxisorganisation änderte ich zunächst nichts. Ich fühlte mich nicht kompetent, konstruktive Kritik anzubringen. Fast zwei Jahre gingen ins Land, bis ich das Gefühl hatte, außer Medizin, weiß ich jetzt, was ich tue und stellte damit auch fest, dass ich vieles tat, was mir nun unlogisch erschien. Dank Neuerungen sehr aufgeschlossener Angestellter und einem Seniorpartner, der die Einstellung hatte, der macht das schon, (Danke Jürgen!) entwickelte sich für mich ein Konzept des Umbruches: Neue EDV, Karteikarten weg, Terminvergabe in der EDV, Notfallsprechstunden…… Und es vergingen wieder fast 2 Jahre, bis die Patienten die Strukturen verstanden und akzeptiert hatten und sich auch mit leichten Druck daran hielten. Somit entwickelte sich die Praxis gut. Mit der gleichen Arbeitszeit versorgten wir nahezu 50% mehr Patienten. 
Dieses Leben gefiel mir. Als dann noch die Notdienstregelung die Bereitschaftsdienste minimierte und auch der Freitagnachmittag frei war, konnte ich mich nicht beklagen. Ich hatte gelernt Arbeit und Freizeit strikt zu trennen, was in meiner Heimatstadt auch wichtig war und auch akzeptiert wurde. Ich musste mir zwar so einige Floskeln zurechtlegen, um auch dem letzte „Bekannten“ klar zu machen, wann Arbeit und wann frei ist. Es lief alles gut, auch wenn ein zwischenzeitlicher Kollege mit anderer Arbeitszeitauffassung für Kopfschmerzen sorgte. Die Kopfschmerzen sind nun weg und ich hatte eine Weiterbildungsassistentin, die perfekt in unser Konzept passte, Spaß an der Arbeit mit unwahrscheinlichem Engagement, aber auch Lust auf Feierabend hatte. Ich war gespannt auf ihre Ideen, da sie sich entschlossen hatte auch nach der Facharztprüfung mit in die Praxis einzusteigen. Und es kamen viele Dinge, die ich vorher gar nicht gesehen hatte. Ich fand unsere Praxis echt gut, jetzt sollte ich erfahren was besser ist.(Danke Laura!) Ohne ein tolles Team mit Offenheit für Vieles, ohne einen Partner, der mich durch den Dschungel geführt hatte, ohne eine Kollegin, die selbst verdeckte Nischen noch aufgedeckt hatte, stände ich mit der Praxis nicht da, wo ich jetzt stehe. Ich habe sogar noch Zeit, mir darüber Gedanken zu machen, wie ich mein/unser Wissen weitergeben kann. Man braucht entweder eine Gemeinschaftspraxis, in der man mit einem guten Seniorpartner einsteigen kann oder einen Paten, der einen für 1-2 Jahre an die Hand nimmt. Dieser Pate wollte ich sein und vielleicht nebenbei noch die Not einiger Gemeinden im Münsterland lindern, wenn ich Kollegen in die Selbstständigkeit begleite. Meine Kollegin war auch sofort begeistert und zahlreiche MFAs auch. „hausarzt-konzept“ war gegründet und wir sind alle gespannt, wer sich durch uns an die Hand nehmen lässt.
Wir freuen uns auf Sie!
                      Dirk Wilmers
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